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Schmerzen im Kiefergelenk – Ursachen und Behandlungs­möglichkeiten

Veröffentlicht von: Dr. Felix Bergschneider
Lesezeit: 5 Minuten
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Bei den Kiefergelenken handelt es sich um Verbindungen zwischen dem Unterkieferknochen und dem Schläfenbein. Eines der beiden Kiefergelenke befindet sich rechts, das andere links unmittelbar angrenzend an den Ohren. Durch Sehnen, Bänder und Muskeln erhält der Kiefer seine Beweglichkeit. Die Muskeln unseres Kauapparates zählen zu den meist beanspruchten Muskeln in unserem Körper – etwa durch Kauen, Essen und Sprechen. Auftretende Schmerzen im Kiefer können diese alltäglichen Tätigkeiten zur Qual werden lassen, wodurch die Lebensqualität massiv beeinträchtigt werden kann. Die Schmerzen im Kiefergelenk können einseitig oder beidseitig auftreten und in ihrer Stärke variieren. Je nach Ursache und Symptomen existieren vielfältige Formen der Therapiemöglichkeiten, die auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen angepasst werden können.

Ursachen von Kiefergelenkschmerzen

Kiefergelenkerkrankungen entstehen durch verschiedene Beeinträchtigungen von Kiefergelenken, Kiefermuskeln dem zugehörigen Bindegewebe. Um gezielt gegen die Schmerzen im Kiefergelenk vorgehen zu können, ist eine Diagnose durch den Arzt empfehlenswert.

Bruxismus

Unter dem sogenannten „Bruxismus“ versteht man das unbewusste Aneinanderreiben („Zähneknirschen“) oder Zusammenpressen der Zähne. Die Zähne müssen hierbei einem enormen Druck standhalten. In Stresssituationen kann es vermehrt zu Zähneknirschen bzw. Zähnepressen kommen. Viele Betroffene pressen im Schlaf die Zähne unbemerkt aufeinander, andere Betroffene neigen auch tagsüber zu Bruxismus. So kann das Zähneknirschen bzw. Aneinanderpressen der Zähne in Prüfungssituationen, während konzentrierter Büro-Arbeiten, oder in anderen Situationen der Anspannung auftreten.

Craniomandibuläre Dysfunktion

Die craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) beschreibt eine Störung des Kausystems. Hierbei handelt es sich oft um eine Verschiebung der Knorpelscheibe im Inneren des Kiefergelenks. Eine solche Positionsänderung kann beispielsweise durch überdehnte Bänder aufgrund einer Kiefergelenksverletzung erfolgen.
In einigen Fällen bewegt sich die Knorpelscheibe beim Öffnen des Mundes in ihre normale Position zurück. Dies verursacht oftmals ein knackendes Geräusch. Die CMD kann zu einer Gelenksentzündung (Kapsulitis) führen.

Athritis

Eine Gelenksentzündung (Arthritis) kann neben anderen Gelenken auch speziell die Kiefergelenke betreffen. Ausschlaggebend hierfür können rheumatoide Arthritis, infektiöse Arthritis, Osteoarthrose und auch Blutungen ins Gelenk aufgrund von Verletzungen sein: Bei einer Osteoarthrose kommt es zum Rückgang von Knorpeln in Gelenken. Sie tritt insbesondere dann auf, wenn in der Knorpelscheibe Löcher entstanden sind und der Gelenkknochen sich dadurch degenerativ verändert. Auch eine Verschiebung des Gelenks kann zur Osteoarthrose führen.

Im Zuge einer rheumatoiden Arthritis attackiert der Körper sein eigenes Gewebe – es handelt sich also um eine Autoimmunkrankheit. Die körpereigenen Angriffe verursachen Entzündungen und beeinträchtigen häufig auch das Kiefergelenk.

Liegt hingegen eine infektiöse Arthritis vor, so wurde diese durch eine Infektion in Kopf, Hals, Blut oder einer anderen Körperregion, auf das Kiefergelenk übertragen.

Versteifung der Gelenke

Eine Ankylose (Gelenkversteifung) entsteht, wenn die Gelenksknochen vernarben bzw. zusammenwachsen. Auch die Bänder können verkalken und dadurch eine Versteifung hervorrufen. Oft entsteht eine Versteifung der Kiefergelenke auch durch Infektionen.

Myofasziales Schmerzsyndrom

Beim myofaszialen Schmerzsyndrom (MSS) empfindet der Betroffene lokale Schmerzen im Bewegungsapparat – wie beispielsweise in den Kiefergelenken. Die Schmerzen im Kiefergelenk können einseitig oder beiseitig auftreten. Die Ursachen von MSS liegen dabei nicht in rheumatischen, entzündlichen oder neurologischen Erkrankungen. Viel eher handelt es sich eine Überempfindlichkeit des Muskelgewebes und eine Überlastung des Bewegungsapparats.
Zu einem myfaszialen Schmerzsyndrom kommt es durch nächtliches Zusammenpressen der Zähne, durch falsche Atmung während des Schlafs, oder auch durch Zähneknirschen tagsüber. Die Betroffenen klagen häufig über seitliche Gesichtsschmerzen, Übermüdung, Muskelschmerzen und Verspannungen. Zudem kommt es nach dem Aufwachen häufig zu Kopfschmerzen. Sogenannte „Triggerpunkte“ können durch Berührung aktiviert werden und Schmerzen am Bewegungsapparat auslösen.

Schlechtsitzender Zahnersatz

Wurden Zahnprothesen nicht ausreichend dem Kiefer angepasst, kann dies zu Verspannungen der Kiefermuskulatur und zu Schädigungen des Kiefers führen. Liegt dieser Verdacht nahe, ist der Gang zu einem Kieferorthopäden zwecks Zahnersatz-Kontrolle und bedarfsgerechter Korrektur empfehlenswert.

Schmerzen im Kiefergelenk – was Sie tun können

Die Therapie gestaltet sich je nach Ursache der Kiefergelenksschmerzen individuell und sollte mit einem erfahrenen Kieferorthopäden im Vorfeld besprochen werden. Im Folgenden finden Sie eine Aufzählung einiger gängiger Therapiemethoden zu den oben genannten Ursachen:

Therapie bei Versteifung der Gelenke

Verwachsungen können im Normalfall nur durch einen chirurgischen Eingriff behandelt werden. Dadurch wird die Fähigkeit zur Kieferbewegung wiederhergestellt. Daneben können kieferöffnende Übungen die Symptome lindern.

Therapie bei Arthritis

Handelt es sich um eine Osteoarthrose im Kiefergelenk, so sollte man den Kiefer so wenig wie möglich bewegen. Außerdem ist ein medizinisches Gerät zur Behandlung von versteiften Muskeln empfehlenswert. Dieses wird meist im Schlaf getragen; je nach Bedarf aber auch im Wachzustand. Schmerzmittel – zum Beispiel Paracetamol oder NSAR – können die Schmerzen zusätzlich lindern.

Ist die Arthritis rheumatischer Natur, ist es wichtig, den Kiefer beweglich zu halten, um einer Verwachsung der Knochen vorzubeugen. Empfehlenswert sind hier insbesondere Übungen auf Anweisung eines Physiotherapeuten. Auch in diesem Fall ist ein medizintechnisches Gerät während des Schlafs empfehlenswert, um Muskelverspannungen und andere Symptome zu lindern. Sind die Schmerzen sehr stark, werden NSAR empfohlen. Ist der Kiefer aufgrund von Gelenkverwachsungen nicht mehr beweglich, ist unter Umständen ebenfalls ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Selten kann dabei der Einsatz eines künstlichen Kiefergelenks vonnöten sein.

Bei einer infektiösen Arthritis erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika. Der Krankheitsverlauf wird zudem positiv beeinflusst durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Schmerztherapien. Als Antibiotikum hat sich vor allem Penicillin bewährt, solange kein spezifisches Antibiogramm vorliegt, anhand dessen man spezifische Antibiotika einsetzen kann. Mögliche Eiteransammlungen im Kiefergelenk können mithilfe einer Kanüle ausgeleitet werden. Im Anschluss der Behandlung sind kieferöffnende Übungen zur Genesung empfehlenswert.

Therapie beim myofaszialen Schmerzsyndrom, CMD und Bruxismus

Liegt die Ursache vor allem beim Zusammenpressen bzw. Aneinanderreiben der Zähne, so kann mithilfe der Zahntechnik etwas gegen diese Gewohnheiten unternommen werden. Eine Zahnschiene („Knirschschiene“) aus verträglichem Kunststoff wird passgenau dem Ober- oder Unterkiefer angepasst. Diese Schiene kann vom Anwender jederzeit herausgenommen werden. Besonders empfehlenswert ist das Tragen der Kunstoffschiene im Schlaf, da viele Betroffene häufig im Schlafzustand zum Zähneknirschen neigen. Die Schiene reduziert Bruxismus, entlastet den Kiefer und führt dadurch zu einer Entspannung der Kiefermuskulatur. Zudem kann eine solche Schiene Schäden an den Zähnen verhindern. Einige Betroffene tragen eine Zahnschiene auch im Wachzustand. Eine Therapie mittels Zahnschiene erfolgt über einige Wochen, manchmal ist längeres Tragen für den Heilungserfolg förderlich.

Ebenso kann eine Ernährungsumstellung den schmerzenden Kiefer entlasten. So ist es günstig, die Nahrung in kleineren Stücken zu verzehren, diese langsam und bewusst zu kaufen und auf eher weiche Nahrung zurückzugreifen.

Entspannung, vor allem vor dem Einschlafen, hilft nicht nur der Psyche, sondern auch körperlichen Anspannungen. Wärme und eine angenehme, ruhige Umgebung tragen zur Lockerung der Muskulatur bei.

Physiotherapie in Form einer Ultraschallbehandlung, speziellen Dehnungspbungen oder transkutane elektrischer Nervenstimulation kann ebenfalls Linderung bringen. Als medikamentöse Maßnahme gegen die Schmerzen können muskelentspannende Medikamente verabreicht werden; liegt die Ursache an der Psyche, können Antidepressiva ebenfalls Effekte erzielen.

Wenn der Kiefer schmerzt – Fragen und Antworten für Sie zusammengestellt

Schmerzen im Kiefergelenk – welcher Arzt ist für die Diagnose geeignet?

Der erste Gang sollte bei Kiefergelenksschmerzen zu einem erfahrenen Kieferorthopäden führen. Dieser kann die passende Therapie einleiten. Je nach Ursache kann die Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten, Psychotherapeuten, Neurologen und anderen Experten erforderlich sein.

Was kann man tun wenn das Kiefergelenk weh tut?

Als Akutmaßnahme können Schmerzmittel – je nach Verträglichkeit – eingenommen werden. Auf jeden Fall ist der Gang zum Kieferorthopäden zwecks Abklärung der Ursachen wichtig. Unterschiedliche Ursachen erfordern verschiedene Behandlungsstrategien – diese können von Physiotherapie über Zahnschienen bis hin zu psychotherapeutischen Behandlungen und Entspannungstechniken reichen.

Woher kommen Schmerzen im Kiefergelenk?

Schmerzen im Kiefergelenk entstehen meist durch eine Überempfindlichkeit der das Gelenk umgebenden Muskulatur bzw. durch eine Überlastung des Gelenks. Auch Entzündungen, Vorerkrankungen oder Verletzungen können Schmerzen im Kiefergelenk beim Kauen, beim Gähnen und beim Sprechen verursachen.

Wie erkenne ich eine Entzündung im Kiefergelenk?

Eine Entzündung im Kiefergelenk macht sich durch Schmerzen am und um den Kiefer bemerkbar. Die Schmerzen können ausstrahlen und besitzen häufig sogenannte „Triggerpunkte“ – das heißt, besonders empfindliche Stellen, die beim Drücken einen erneuten Schmerzreiz abgeben. Auch eine Druckempfindlichkeit des Kauapparats weist auf Entzündungen hin. Der Mund kann oft nur noch eingeschränkt geöffnet werden; es entstehen Knackgeräusche beim Kauen. Das Gelenk fühlt sich mitunter „eingeklemmt“ an. Ist die Entzündung infektiöser Natur, kann es auch zu Fieber und einer Rötung des Gesichts kommen.

Wie fühlen sich Kiefergelenkschmerzen an?

Kieferschmerzen können sich stumpf aber auch stechend anfühlen. Häufig treten die Kieferschmerzen während dem Kauen, dem Sprechen oder dem Gähnen auf. Die Schmerzen können in Kopf, Nacken und Schulter ausstrahlen und den Alltag dadurch massiv beeinträchtigen.

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